Den Atem verstehen

 

 

Der Atem reguliert sich auf ganz wunderbare Weise selbst.

 

Je nachdem was dein Körper gerade leisten muss, aber auch welche Emotionen sich in dir gerade abspielt, verändert sich dein Atem. Das hat sich die Natur ganz genial ausgedacht. Auf die Art und Weise ist deine Atmung immer perfekt an die Umstände angepasst.

 

Eigentlich. Wenn da nicht immer wieder ein paar Störungen dazwischenkommen würden.

 

Was da genau passiert? Das ist nicht in zwei Sätzen zu erklären. Aber wenn ich ein wenig ausholen darf?

 

 

 


Der Atem im Autopilot

Der Atem ist das reinste Wechselwirkungswunder. Hier erkläre ich dir zuerst einmal, wie der Atem grundsätzlich funktioniert, ganz ohne Störungen:

 

"Technisches"

 

  • Solange du atmest, lebst du. Ohne Sauerstoff kannst du nur wenige Minuten überleben, so viel ist klar.
  • Als Erwachsener atmest du in Ruhe etwa 10-18 mal pro Minute. Pro Atemzug atmest du dabei etwa einen halben Liter Luft ein und aus. Das sind also 6-9 Liter Luft pro Minute und rund 10.000 Liter pro Tag.
  • Wenn du nun den kompletten Einkauf in den dritten Stock schleppen musst oder einen Wettlauf machst, passt sich der Atem praktischerweise automatisch an: Du atmest deutlich schneller. So bleibt deine Sauerstoffversorgung gewährleistet.
  • Atmen ist lebensnotwendig. Und damit du das Atmen nicht vergisst, funktioniert und reguliert es sich eben auch ganz automatisch. So wie etwa dein Herzschlag oder deine Verdauung. Nur besser: den Atem kannst du auch willentlich steuern. Das funktioniert bei Herzschlag und Verdauung nicht…
  • Dein Körper tut wirklich alles dafür, dass deine Atemfähigkeit erhalten bleibt: Du musst per Reflex niesen oder husten, um die Atemwege im Notfall wieder frei zu bekommen. Und durch das Gähnen wird ebenfalls deine Lungenfunktion aktiviert.
  • Dein Körper weiß gut, was du brauchst. Deshalb fühlst du dich auch sehr schnell unwohl, wenn der Atem nicht gut fließt. Auf diese Weise schlägt dein Körper Alarm und hofft, dass du darauf reagierst:
  • Das kann passieren, wenn die Atmung behindert ist, zum Beispiel wenn du erkältet bist oder eine Allergie hast.
  • Oder durch eine Maske, wie wir sie wegen der Corona-Pandemie derzeit leider tragen müssen.
  • Oder auch, wenn du „falsch atmest“.

 

Ich schreibe „falsch atmen“ gerne in Anführungszeichen, denn wie du atmest, ist ja zunächst einmal nur eine logische Reaktion deines Körpers auf die Gegebenheiten - beziehungsweise auf Störungen, wie ich sie weiter unten noch beschreibe. Diese "falsche" Art der Atmung kann sich aber leider verfestigen. Und das wird dann womöglich zum Problem.

 

"Emotionales"

 

 

Die Atmung reagiert aber nicht nur auf körperliche Belastung oder Einflüsse. Wir wissen das ganz sprichwörtlich:

 

  • Uns stockt der Atem vor Schreck.
  • Wir seufzen vor Glück.
  • Wir schluchzen in tiefstem Leid.
  • Wir schnappen vor Ärger nach Luft.
  • Wir schnauben vor Wut.
  • Wir holen tief Luft, um jemanden die Meinung zu sagen.
  • Wir atmen erleichtert auf.
  • Oder wir merken, dass wir eine Atempause brauchen.

 

Das sind nur die „großen Gefühle“. Tatsächlich aber spiegelt sich in jedem Atemzug, den du tust, deine psychische Verfassung wider. Und wechselt so schnell, wie deine Gedanken. Nein, tatsächlich schneller. Denn Gefühle sind schneller als Gedanken. Und der Atem reagiert unmittelbar. Das Bewusstsein dafür kann man schulen. Aber dazu später.

 

Störungen

 

Die Atmung wird also ganz natürlicherweise durch äußere und innere Umstände reguliert. Sie fährt meistens auf Autopilot, das heißt, wir müssen uns weder Gedanken darüber machen noch ist sie uns bewusst. Das ist von der Natur wunderbar geregelt.

 

Allerdings, es war ja zu befürchten, gibt es ein paar Störungen:

 

 

„Kopfarbeit“ vs „körperliche Arbeit“ und andere Äußerlichkeiten

 

  • Wenn du meistens körperlich arbeitest oder viel Sport treibst, atmest du anders, als wenn du die meiste Zeit sitzend verbringst. Dies liegt schon daran, dass bei körperlicher Belastung, wie oben beschrieben, dein Atemtempo steigt. Womöglich kommt der Atem damit auch tiefer in deinen Bauch.
  • Interessanterweise ist die Atmung bei Kopfarbeit aber sowieso eher oben, also im Brustraum angesiedelt. Bei hoher Aufmerksamkeit atmest du anders als wenn du schläfst oder im Gras liegst und Wolken beobachtest. Das macht Sinn, darauf gehe ich bei Fred, dem Neandertaler noch ein.

  • Insgesamt ist die Haltung wesentlich für die Atmung: Wenn du den ganzen Tag sitzt, gibst du der natürlichen Atembewegung wenig Raum. Das gilt, wenn du ein Schreibtischtäter bist oder ein Couch-Potato. Aber natürlich gilt das auch, wenn du gesundheitlich eingeschränkt und nicht so mobil bist.Dazu kommt dann die Kleidung: Es lebe das Home-Office, denn, und das überrascht wenig:
  • Jogginghose ist besser als Gürtel. Jumpsuit ist besser als Shapewear…
  • Auch im Stehen kann die Haltung einer guten Atmung förderlich sein – oder eben nicht.
  •  Und falls du einen Bauch hast, von dem du glaubst, dass du ihn einziehen musst? Tu es nicht!

 

 

„Der Neandertaler in dir“ und das Problem mit dem Stress

 

 

Jetzt wird es richtig interessant: Wir kommen zum Thema Stress.

 

Stress verändert die Atmung. Das ist im Grunde diesem genialen Wechselwirkungswunder Atem geschuldet und gut so. Nur kommt die Evolution quasi nicht schnell genug hinterher:

 

Wenn du dir diesen wichtigen Zusammenhang genauer anschauen willst, dann lies bitte hier weiter: